Dienstag, 15. März 2016

Pretend you love yourself

Also. Leuten, die mich nicht gut oder nicht lange kennen, würde es sicherlich nicht auffallen. Einige Leser haben mich noch nie live gesehen und werden es - wenn man es realistisch betrachtet - auch nicht. Dennoch poste ich dies nun. Auch in der Hoffnung, die ein oder andere Person zu erreichen. Im Herzen zu treffen. Jemandem die Augen zu öffnen dafür, was in einer Gestalt wie mir vorgehen mag. Einer Missgestalt. (Oh bitte, tu nicht so künstlich entrüstet. Ich wurde schon Schlimmeres gerufen.) Ich schäme mich nicht und ich habe nichts zu verstecken. Im Gegenteil, ich habe viele Dinge zu zeigen und zu geben.

Meine letzte Operation im Zuge der Kiefer-Lippen-Gaumen Spalte (CLEFT) liegt fast zehn Jahre zurück. Damals wurde meine Nase verkleinert und meine Oberlippe etwas verschönert. Danach hätte ich noch eine ...aufwendige Behandlung zur Entfernung meiner Narben machen können. Jedoch war ich unter grossem Zeitdruck und war zu jung und zu unentschlossen, als dass ich mich dafür hätte entscheiden können. Die Deadline für all meine Eingriffe war mein 20. Lebensjahr, danach endete die Unterstützung durch die IV, die ich aufgrund der Missbildung zu Gute hatte. Wir mussten damals einige Jahre pausieren vor einem grösseren Eingriff am Kiefer, da der Wachstumsstand meiner Knochen und Zähne noch nicht ideal war. Deswegen habe ich Zeit verloren und es konnte nicht mehr alles gemacht werden, was wir auf dem Zettel gehabt hätten.

Ich hatte viel Zeit, mit mir und meinem Aussehen ins Reine zu kommen. Zu grossen Teilen hat es geklappt, ich habe mehr Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen denn je. Nicht zuletzt dank der Unterstützung meiner wunderbaren Frau und meiner Familie, die mich schon immer dabei unterstützten, ich selbst zu sein und zu mir selbst zu finden.

Oft habe ich mich gefragt: Bin ich bei mir angekommen? Ist das Gesicht, das ich im Spiegel sehe, ein glückliches Gesicht? Hätte ich nicht noch dies oder jenes machen lassen können, oder sollen? Muss ich mich damit abfinden, dass die damalige Deadline feststand, ungeachtet dessen, ob mein Körper und mein Geist bereit waren oder nicht?

Im Februar hatte ich einen Termin im Face-Atelier in Zürich. Eigentlich nur zur Beratung, weil ich entschieden hatte, tatsächlich etwas an meiner Oberlippe machen zu lassen. Und es wurde was dran gemacht. Die Lippe wurde mit Hyaluronsäure aufgespritzt und ich muss ehrlich sagen: Ich liebe es. Es ist schwer zu beschreiben, was diese winzige Veränderung für mich bedeutet. Mein ganzes Leben lang hatte ich keine richtige Oberlippe, die Proportionen in meinem Gesicht waren einfach nicht stimmig und jetzt... War das schon mal ein guter Schritt in die richtige Richtung. Demnächst habe ich einen "Nachstechtermin" (haha, Nadel-Pun), dann ist das Kunstwerk komplett. Alles auf einmal war zu riskant, weil das Gewebe sich an die Dehnung gewöhnen muss und nicht ganz klar war, wie gut es mit den Narben funktioniert. Hat geklappt und ich bin happy, fühle mich schöner, vollkommener. Stolz. Ich bereue nichts.

Ich schätze, jetzt bin ich auch eine von diesen aufgespritzten Zürich-Puppen.

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